Brexit und Banken – Fluch oder Segen fürs Finanzgeschäft?

Vom Brexit kann man halten was man will. Fakt ist, dass er zu wirtschaftlichen Umschichtungen führt. Eine solche ist die Bankenflucht aus Großbritannien. Englische Geldhäuser sind zunehmend auf der Suche nach passenden Standorten innerhalb Europas. London wird spätestens mit Vollendung des Brexit seine komplette Attraktivität verloren haben. Zu diesem Zeitpunkt wird der Großteil der englischen Banken jedoch bereits anderswo ansässig sein. Zum Beispiel in Frankfurt. Die Mainmetropole hat es nicht nur der hiesigen Finanzwirtschaft angetan, sondern ist attraktiv genug, um auch britische Banken anzulocken.

Für Banken ist der Brexit schlecht

Vom rein wirtschaftlichen Standpunkt aus gesehen ist der Brexit mindestens für Banken schlecht. Der Grund: Nach ihm dürfen Finanzgeschäfte nicht mehr in Euro abgewickelt werden. Global agierende Großbanken, die gezwungen sind Handel mit britischem Pfund zu betreiben, nur weil sie in London ansässig sind, werden es sich mehrfach überlegen, ob dies ihre Zukunft ist. Sind sie hingegen in der europäischen Union ansässig, kann der Handel auch in Euro geführt werden. Das Handelsvolumen innerhalb der EU ist weit größer als innerhalb Großbritanniens. Insofern ist ein Standort in einer Bankenmetropole im Prinzip ein Garant für weitere Geschäfte. Frankfurt am Main ist solch eine Metropole. Frankfurt ist eine international vernetzte Großstadt mit hervorragenden Voraussetzungen für ausländische Unternehmen. Die gesamte Infrastruktur für Finanzgeschäfte ist vorhanden. Frankfurt glänzt innerhalb Deutschlands ohnehin bereits als die Vorzeigemetropole für Finanzen, Versicherungen und Public Relations Agenturen. Es wird geschätzt, dass bis zu 20.000 Arbeitsplätze in Großbritannien allein im Finanzsektor betroffen sind vom Brexit. Diese werden es nun nicht alle nach Frankfurt schaffen, doch der Zugewinn an Arbeitsplätzen für den Standort Frankfurt, Hessen und schlussendlich Deutschland, dürfte sehr positiv sein. Dabei darf nicht vergessen werden, dass es nicht nur den normalen Bankkaufmann betrifft für den hierzulande neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Auch Services rund um den Finanzsektor werden einen Aufschwung erleben. Dazu zählt das Reinigungsgewerbe genauso wie Werbeagenturen, Cateringdienstleister etc. Auch diese Gewerbezweige wird der Brexit innerhalb Großbritanniens treffen. Inwiefern dies denjenigen bereits bewusst ist, die sich für den Austritt einsetzen, sei erst einmal dahingestellt.

Frankfurt am Main

Finanzgeschäfte nur mit Lizenz

Selbstverständlich funktioniert das Finanzgeschäft hierzulande nicht ohne entsprechende Hürden für Banken. Sie müssen eine Lizenz beantragen, die von der BaFin erteilt wird. Schon zu Beginn des Jahres 2017 ist die Anzahl der Anträge für eine solche Lizenz wesentlich höher gewesen als noch vor dem Brexit. Während die Politik in Großbritannien sich also den Kopf zerbricht, wie der Volksentscheid zum Austritt der Briten aus der EU sinnvoll gelingen kann, schaffen Banken bereits klare Fakten. Sie wandern ab und kehren der Insel den Rücken. Zu verdenken ist es ihnen aus vielerlei Gesichtspunkten nicht. Inwiefern sich dies insgesamt auf die britische Wirtschaft auswirkt lässt sich wohl zum jetzigen Zeitpunkt kaum bestimmen. Fakt ist, dass mindestens mittelfristig der Finanzstandort London an Bedeutung verlieren wird. Der Finanzplatz Frankfurt hingegen wird global noch mehr an Bedeutung gewinnen, als er es ohnehin schon hat.