Das typische Nerd-Gemälde besteht im Wesentlichen aus einem hemdtragenden, dürren Sonderling, der neben einer Brille meist noch einen Taschenrechner mit sich herumträgt. Diesen präsentiert er stolz in seiner Hemdtasche und wirkt mit seinen straff angezogenen Hosenträgern, als wäre er einer anderen Zeit entsprungen. Doch warum verbinden wir den Begriff des Strebers, eigentlich so häufig mit dem Fach Mathe?
In der Schule gejagt…
In der Schule waren Streber zumeist die Außenseiter. Sie trugen nicht die neusten Markenklamotten (und selbst wenn sie es taten, sahen sie merkwürdig aus), gingen nicht zum Fußballverein und interessierten sich für Bücher und Schachwettbewerbe. Ihre Leidenschaft für das Lernen, machte sie in den Augen vieler Klassenkameraden, zu idealen Zielscheiben. Neben dem verhassten Fach Mathematik, beherrschten sie die Naturwissenschaften in Perfektion und punkteten auch sonst in sämtlichen Fachbereichen. Laut Forschern ist es jedoch nicht die Eifersucht, die uns Streber in eine Ecke drängen lässt, sondern der Wunsch nach einer intakten, sozialen Gruppe, in der, man wird es kaum glauben, der Streber einen sehr wichtigen Rang einnimmt. Da jede Gruppe einen Außenseiter benötigt, bietet sich der Streber im Regelfall sofort an.
… im Berufsleben gefragt
Der Grund für diese sehr klischeelastige Einleitung, ist unser heutiges, mathelastiges Thema, mit dem Namen Lean Six Sigma. Um unser Beispiel fortzuführen, möchte ich die Geschichte sogleich erweitern: Unser Bilderbuchnerd verbrachte seine schulische Karriere zwischen PC’s und frustrierten Mitschülern, als eines Tages alles vorbei war. Die Abschlusszeugnisse waren vergeben, alle Untaten der Mitschüler vergessen und einem Universitätsbesuch stand nichts mehr im Wege. Überspringen wir nun die Jahre bis zum letztendlichen Berufseinstieg, in einem großen Softwareunternehmen, bemerken wir das sich die Verhältnisse umgekehrt haben: Bilderbuchnerd Benny ist nun ein gefragter Mann.
Die Verschlankung aller Prozesse: Lean Six Sigma
Bereits nach wenigen Berufsjahren, hat sich Benny zum Abteilungsleiter aufgeschwungen. Mit seinen Mitarbeitern entwickelt er hochmoderne Softwarelösungen, für Büros und Online-Händler und ist dennoch unzufrieden, da seine abteilungsinternen Prozesse nicht einwandfrei aufeinander abgestimmt sind. Herkömmliche Managementmethoden hat er schon im Übermaß angewandt, weswegen er beschließt fortan auf neue Methoden zu setzen. Konkret auf die Verschlankung der eigenen Prozesslandschaft.
Das Kernstück des neuen Konzepts, beinhaltet die Theorie, dass sich Prozesse mithilfe mathematischer Formeln besser beschreiben lassen. Unternehmen wären demnach auf eine mathematische Gleichung herunterzubrechen, was Benny aufgrund seiner mathematischen Leidenschaft freudig zu Kenntnis nimmt. Bestimmten vorher Vermutungen die Prozesskoordination des Abteilungsleiters, so sind es im Lean Six Sigma-Bereich klar berechenbare Auswirkungen, die die Anordnung von Prozessen erleichtern.
Als Benny das neue Konzept anwendet, ist er begeistert. Die strikte Kundenorientierung (gerade für Online-Shops sehr wichtig) und der messbare Erfolg, in der Produktion, verleiten ihn zu einer neckischen Aussage in Richtung seiner ehemaligen Klassenkameraden: Mathe ist die Macht, selbst wenn man später einmal in einer Bibliothek arbeitet. Wohl wahr, verwenden doch bereits viele öffentliche Einrichtungen Prozessmanagement Software und Lean-Methoden.